Nach den turbulenten letzten vier Jahren ist es verständlich, dass die Immobilienbranche nach einem Hoffnungsschimmer sucht. Die jüngsten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juni und Oktober, jeweils um 25 Basispunkte, wurden von vielen Marktteilnehmern, insbesondere Projektentwicklern, positiv aufgenommen. Diese Maßnahmen sorgen für etwas mehr Aufwind in der Branche. Allerdings sind die Auswirkungen auf die Preise begrenzt, da die Zinssenkungen bereits teilweise im Markt eingepreist sind. Das bedeutet, dass ein bloßes Abwarten keine bessere Strategie ist, vor allem für Entwickler und Bestandshalter, die unter Refinanzierungsdruck stehen. Die kleinen Zinssenkungen ersetzen keine dringend notwendigen Maßnahmen wie eine kreative Deal-Akquise, vorausschauendes und teilweise antizyklisches Investieren sowie ein aktives Management der Bestände.
Die Rückkehr zu einer moderateren und längeren Zinspolitik ist volkswirtschaftlich sinnvoll, auch wenn sich viele Akteure noch gegen den Entzug der extrem niedrigen Zinsen wehren. Währenddessen richten potenzielle Immobilienkäufer ihren Fokus zunehmend auf Verkäufer, die gezwungen sind zu verkaufen, anstatt auf solche, die nicht verkaufen möchten. Es kann effektiver sein, diese zögernden Bestandshalter frühzeitig direkt anzusprechen, anstatt nur über Insolvenzverwalter oder Banken zu gehen. Auch bei Projektentwicklern können Joint Ventures eine sinnvolle Option sein, um gemeinsam Lösungen zu finden. Dabei ist Geduld gefragt, da es möglicherweise mehrere Kontaktversuche braucht, um eine Einigung zu erzielen. Insgesamt ist ein realistischer Ansatz notwendig, um für beide Seiten zufriedenstellende Lösungen zu entwickeln und die Herausforderungen in der Branche zu bewältigen.